Franconian Beer Message Board
Schanzenbräu, Nürnberg. |
Posted by Jürgen Wening on 2009-11-03 04:18:33 |
Found this article about Hausbrauerei Altstadthof with some Rotbier background knowledge. "Vom Grundnahrungsmittel zum Geheimtipp Rotes Bier: Eine Nürnberger Spezialität «Wenn ein Tourist ein Rotbier verlangt, dann weiß ich: Der war schon mal hier», erzählt Reinhard Engel, Braumeister und Wirt des Altstadthofes. Rotbier ist ein Geheimtipp, den auch viele Nürnberger nicht kennen. Das war mal ganz anders: «Um 1800 gab es in Nürnberg rund 35 Brauereien, und 25 davon haben ausschließlich Rotbier gebraut», sagt Engel. Der Konsum der Nürnberger Biertrinker konzentrierte sich sogar zu gut 90 Prozent auf den rötlichen Gerstensaft, damals waren also andere Sorten die Exoten. «Im Mittelalter war das Rotbier in Nürnberg tatsächlich ein richtiges Grundnahrungsmittel», weiß Hartmut Heisig vom Verein «Geschichte für Alle», der auf Stadtführungen auch die Geschichte dieser Spezialität veranschaulicht. «Oft wurde der Tag gleich mit einem Biersüppchen begonnen, das war sozusagen der Vorläufer des heutigen Müslis.» Bier als Grundnahrungsmittel – das bedeutet aber keineswegs Komasaufen: «Der Alkoholgehalt war viel niedriger als heute», erklärt Heisig. Nahrhafter als Wasser war das Bier, und gesünder auch: «Durch die Gärung war Bier einfach hygienischer als das damalige Brunnenwasser, das oft durch Sickerwasser verunreinigt wurde.» Das Malz bringt die Farbe ins Bier Seinen Namen erhielt das untergärige, eher dunkle Rotbier wegen der leichten Kupferfarbe. Verantwortlich für diese Färbung ist die Temperatur, mit der das Malz zum Trocknen erhitzt wird: Für die Herstellung von Rotbier liegt sie bei 100 bis 102 Grad, während sie beim Hellen nur rund 80 Grad beträgt. Das Malz für dunkles Bier wird mit 108 Grad erhitzt, beim Schwarzbier sind es sogar 180 Grad. «Das ist dann schon rösten», sagt Braumeister Engel, «daher kommt die leicht kaffeeartige Note des Schwarzbieres.» Lecker schmeckt es, das Rotbier. Außerhalb von Nürnberg ist diese Spezialität in Deutschland fast nirgends zu bekommen. Dafür steigt hier langsam aber kontinuierlich die Nachfrage: «Es wird immer öfter verlangt. Gerade bei Frauen kommt es gut an, die Männer fragen eher nach einem Hellen», berichtet Engel. Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Als «Damenbier» kann man das mild gehopfte Rotbier wohl kaum bezeichnen, denn es schmeckt doch würziger und kräftiger als ein Helles. Vielleicht sind Frauen einfach probierfreudiger und aufgeschlossener für etwas Neues – oder in diesem Falle für etwas fast vergessenes Altes. Seit 1982 wird im Altstadthof an historischer Stelle wieder Rotbier gebraut, das Anwesen in der Bergstraße ist seit 1386 nachweisbar. Und das erste Bier wurde dort vermutlich schon bald nach der Errichtung des Hauses gebraut. Direkt unter dem Anwesen befindet sich der historische Nürnberger Felsenkeller, der seit über 600 Jahren als Lagerstätte genutzt wird und bei Führungen durch den heutigen Altstadthof auch besichtigt werden kann. Im Jahre 1906 wurde der Betrieb des kleinen Brauhauses in der Bergstraße eingestellt, erst 1980 ersteigerte die Brauerei Neumarkter Lammsbräu das Anwesen und produzierte dort wieder Gerstensaft. Vor zehn Jahren schließlich übernahm Reinhard Engel den Altstadthof – und sorgt seitdem dafür, dass das Rotbier in Nürnberg wieder bekannter wird. Der Anteil von hellem Bier beträgt bei seiner Gesamtproduktion 40 Prozent, gleich danach kommt das Rotbier mit 30 Prozent. Den Rest machen Bockbiere, Schwarzbier und Weizen aus. «Wir verwenden nur ökologisch angebaute Rohstoffe», betont Engel. «Und wir brauen nur für den Hausgebrauch, es sind keine Zusätze für die Haltbarkeit erforderlich wie bei Großbrauereien.» Ein weiterer Unterschied: Während das Bier in Großbetrieben nur gut drei Wochen reift, hat es hier drei Monate Zeit. Erik Stecher 01.11.2007" |